Sonntag, 29. Mai 2011

19.05.2011: Tag 1

Wir fahren Luca zum Waldtag und dann direkt ins Olgäle. Meine Sporttasche ist gepackt für einen längeren stationären Aufenthalt. Ich rechne mit einer Woche...
In der OBE angekommen, werden wir freundlich begrüsst und Dr. Schilling bittet uns gleich ins Besprechungszimmer. Er wird uns gleich erzählen wie die Therapie aussehen wird, und dass uns nun eine schwere Zeit bevorsteht. Wie schwer, hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können! Zu allererst stehen viele Untersuchungen an, damit man praktisch die Basisdaten hat - Status vor Chemotherapie...Die Chemo soll in 9 Blöcken stattfinden. In der Mitte oder am Ende steht eine Operation, eventuell muss auch bestrahlt werden. Und ein Satz bleibt mir für immer im Gedächtnis: " Ohne Behandlung wird Melina das nicht überleben". Mein Herz stockt kurz. Es ist mehr als ernst. Mehr als nur ein Schnupfen. Mehr als man wahrhaben will und mehr als man ertragen kann...
Wir gehen Blut abnehmen, zum Thorax-Röntgen, zum Hörtest, zum Bauch-Ultraschall...
wie ein Zombie bewege ich mich durch die Wartezimmer und denke, eigentlich müsste Melina jetzt im Kindergarten draussen im Sand spielen und nicht hier in tausend Wartezimmern warten und all diese Untersuchungen aufgezwungen bekommen. Denn Melina ist mit den meisten Untersuchungen nicht gerade einverstanden. Teilweise müssen wir sie wieder festhalten, was einem wieder ein höllisch schlechtes Gewissen macht.
Den seelischen Tiefpunkt erlebe ich, als wir auf der Station K1 ankommen. Die Onkologie. Uns wird Melinas Zimmer gezeigt, wo meine Elternliege steht, wo die Dusche ist, wo ich Bettwäsche finde, wo die Elternküche ist, wo das Spielzimmer ist, ... und gleichzeitig fahren geschwächte Kinder ohne Haare an uns vorbei und man spürt die Schwere, die auf den Eltern liegt, obwohl sie einen anlächeln. Mann will doch eigentlich nicht hier sein.
Ins Zimmer komme ich mit einem 17-jährigen Jungen, der Hodenkrebs hat und schon gezeichnet ist von den zahlreichen Chemos. Aber eigentlich will ich nur alleine sein und empfinde es als megahart in dieser heftigen seelischen Belastung nicht mal ein Einzelzimmer zu bekommen. Zumindest ist die Schwester, die für die Nacht für uns zuständig ist einfülsam. So kann ich den Stationsschock ansatzweise verarbeiten...

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